Montag, 30. April 2012

Media Monday #44


Es ist wieder Montag. Runde 44. Ein weiteres Mal vielen Dank an das Medienjournal für die schicken Fragen.


1. Der beste Film mit Guy Pearce ist für mich „L.A. Confidential“ oder "der letzte große Film noir", wie man so schön sagt. Guy Pearce ist sowieso ein sehr wandlungsfähiger Darsteller, der vom karrieregeilen Streber im bereits genannten Film bis zum harten Kerl wie jüngst in „Lockout“ alles überzeugend spielen kann. Wäre er ein wenig anspruchsvoller, was seine Filme angeht, würde ich ihn gern viel öfter auf der Leinwand sehen. „Prometheus“ und „Lawless“ lassen zumindest auf Großes hoffen.
2. Paul Thomas Anderson hat mit dem besten Film des letzten Jahrzehnts, „There Will Be Blood“, seine beste Regiearbeit abgelegt, weil ... hm da gibt es so viele Gründe, weshalb ich einfach nicht anders kann, als auf meinen Kommentar zu verweisen, obwohl selbst der nicht alles wiedergibt.
3. Der beste Film mit Mila Kunis ist für mich „Black Swan“. Wahnsinnig hübsche Frau, mehr hat sie mir aber auch noch nicht gezeigt.
4. Gibt es einen Film, der geplant und bereits im Gespräch war, letztlich – oder bisher – noch nicht produziert worden ist, auf den ihr euch aber sehr gefreut hättet? Vor ein paar Wochen hätte ich vermutlich noch „Sin City 2“ gesagt, auf den ich schon jahrelang warte und von Rodriguez von einer Ankündigung zur anderen immer wieder veräppelt wurde. Jetzt scheint ja tatsächlich etwas daraus zu werden, aber irgendwie kann ich mich auch nicht recht darüber freuen. Seltsam...
5. In sich abgeschlossene Miniserien habe ich vermutlich nicht gesehen, weil ich mich so gar nicht für Serien jeglicher Art begeistern kann.
6. Filme mit mehreren Episoden und Erzählsträngen werden bei mir meistens positiv aufgenommen, weil sie sehr abwechslungsreich sind, oft nie langweilig werden und jede Episode meist ausreichend Potential für einen eigenen Film hat.
7. Mein zuletzt gelesenes Buch war Hermann Hesses „Der Steppenwolf“ und das war das wohl für mich interessanteste Buch bisher, weil es eine Horizont erweiternde, psychologische Studie eines Menschen ist, in dem ich mich hier und da selbst wiederfinde bzw. wiederfinden werde.

Freitag, 27. April 2012

The Avengers [Joss Whedon | USA 2012]


3D-frei seit 1999. Der ganze Stolz dahin. Eine beachtliche Boykott-Serie, die beinahe 13 Jahre anhielt und nun unrühmlich ihr Ende fand. Sagte ich unrühmlich? Schließlich war es doch gar nicht so schlimm. Zwar würde ich die 3D-Technik nicht gleich für allgemein nützlich erklären, aber dennoch stellte diese optische Neuerung für mich überraschenderweise eine willkommene Abwechslung dar, zumal schwindelerregende Action ein Großteil des Films ausmacht. Während eine tiefere Betrachtung der Superhelden-Charaktere in der Aufgabe vorangegangener Filme lag, die mal mehr, mal weniger gut gelöst wurde, beschränkt sich Whedon auf dem ihm bereits vorliegenden Stoff, um jeder Figur genügend Zeit zu geben, sich in jenen vorgegebenen Grenzen zu entfalten, was oftmals in erheiternden Provokationen untereinander mündet. Dass diese Grenzen perfekt ausgefüllt, wenn nicht sogar überschritten wurden, liegt am beeindruckenden Cast: Da wäre Loki alias Tom Hiddleston, der seine tadellose Schauspielleistung aus Thor noch einmal bestätigt, auch wenn ihm hier weit weniger Aufmerksamkeit zukommt, sein Motiv, ganz zu schweigen vom Plot, zu einfach und fragwürdig bleibt, Captain America (Chris Evans) bleibt nicht mehr blass wie zuvor und Mark Ruffalo gibt trotz viel kürzerer Screentime den bisher authentischsten Bruce Banner ab. Thor (Chris Hemsworth) schwingt den Hammer, Scarlett ist einfach sexy und Renner gibt den neuen Legolas. Einzig und allein Robert Downey Jr. enttäuschte mich ein wenig, da die zwanghaften Versuche ihn als Iron Man durch seinen altgewohnten Charme und Humor zwischen den Avengers in den Mittelpunkt zu rücken, meist weniger von Erfolg gekrönt waren. Doch schließlich durfte jeder der Helden für ein paar Gags sorgen, die teilweise angenehm zündeten, nicht selten aber auch ziemlich ausgelatscht und altbacken wirkten. Und dennoch: Whedon macht aus seiner Anforderung, ein möglichst breites Spektrum an Zuschauern für sich zu gewinnen, keinen Hehl, bedient allerlei typische Superhelden-Klischees und füllt die beträchtliche Restzeit mit allerhand Schlägereien, Schießereien und Explosionen aus, die für jede Menge Spaß sorgen und ein unvergessliches Erlebnis bieten. The Avengers ist wohl schon jetzt der Action-Kracher des Jahres, für Marvel-Fans schlichtweg ein Muss und für alle anderen zumindest im Kino ein unterhaltsamer und vor allem optisch sehenswerter Genuss.

7/10

Dienstag, 24. April 2012

Gesprengte Ketten [John Sturges | USA 1963]


Hunderte, vielleicht tausende Kriegsgefangene beherbergt das Kriegsgefangenenlager "Stalag Luft III", eine riesige Ansammlung von Menschen, die ein Ziel verbindet: Ab nach Hause, zurück zur Familie. Und dabei scheinen es die Gefangenen zwischen all dem Stacheldraht gar nicht so schlecht zu haben, denn, wie mehrmals betont, sind die Deutschen der Luftwaffe weit weniger streng als die Gestapo oder die SS. Es folgt ein Ausflug wie auf Klassenfahrt, während der man die "Betreuer" nur zu gern reinlegen oder reizen möchte und stets an der Grenze zum Unerlaubten wandelt. Ob man nun die ständigen Ausbruchsversuche, oft weniger von Erfolg geprägt, das Enfant terrible Steve McQueen, dem nichts die Laune zu trüben vermag oder das regelrecht zum Schmunzeln veranlassende Ende her nimmt: Wie schon Billy Wilder in Stalag 17 setzt auch John Sturges auf Amüsement in Gefangenschaft, versucht vom Schrecken der NS-Zeit abzuweichen und zeigt abseits der Front und den Konzentrationslagern, dass Humor und Menschlichkeit nicht tot zu kriegen sind. Im Gegensatz zu Wilder, der zu offensiv und beinahe schon provokativ ein verdrehtes Weltbild kreierte, gelingt Sturges der rosarote Farbanstrich wesentlich besser, da er sich vor der Realität nicht verschließt und dem Zuschauer die kuriosen, wie auch grauenvollen Tatsachen dieser wahren Begebenheit nicht vorenthalten will. Ganze 172 Minuten benötigte er, um die Geschichte der Massenflucht 1944 nachzuerzählen. Beinahe drei Stunden, die zu keinem Zeitpunkt wirklich langweilig werden, denn das stetige Interesse ist der Exaktheit des Drehbuchs geschuldet. Aufs Haar genau werden uns die Wochen von der Idee, über die Planung, bis zum tatsächlichen Ausbruch geschildert. Kein Detail wird verschwiegen. Baustein für Baustein vervollständigt sich der Weg zur Freiheit mit steigender Spannung und Relevanz, lässt seine anfangs eher blassen Charaktere zur Entfaltung kommen und erreicht in der Nacht des Ausbruchs schließlich seinen unangefochtenen Höhepunkt. Die darauffolgende Flucht, geprägt von Höhen und Tiefen, ist ebenso interessant wie unterhaltsam. Wer schafft es nach Hause, wer wird wieder eingefangen? Die Kamera folgt den Hauptfiguren auf ihren individuellen Wegen zu Wasser, zu Land, zu Luft, während wilde Verfolgungsjagden mit großartigem Score untermalt werden, sodass das herrliche Gefühl eines locker-leichten Katz-und-Maus-Spiels entsteht. Gänzlich anders als die erste Hälfte des Films und dennoch so genau und detailliert wie eh und je. So wird Realität nacherzählt.

8/10

Montag, 23. April 2012

Media Monday #43

Es ist wieder Montag. Runde 43. Ein weiteres Mal vielen Dank an das Medienjournal für die schicken Fragen.


1. Der beste Film mit Forest Whitaker ist für mich „Platoon“, der immer noch ungeschlagen den ersten Platz meiner liebsten (Anti-)Kriegsfilme belegt. Whitakers Rolle ist zwar verhältnismäßig klein, aber ich bin ohnehin kein großer Fan von ihm.
2. Gore Verbinski hat mit „Fluch der Karibik“ (Teil 1) seine beste Regiearbeit abgelegt, weil er mit leichter, schwungvoller Inszenierung abenteuerlich und nie allzu ernst dem Piratenfilm neue Würze verlieh. Jetzt quillt mir der Depp als Pirat aber schon zu den Ohren heraus. Besonders Teil 3 war eine herbe Enttäuschung. Den vierten Teil von Rob Marshall hab ich mir dann gar nicht mehr angeschaut.
3. Der beste Film mit Amy Adams ist für mich meine Lieblings-Katz-und-Maus-Jagd und Spielbergs bester Film des neuen Jahrtausends „Catch Me If You Can“. Bin sowieso ein großer Fan von der Adams, weil sie mit ihrer liebevollen und unschuldigen Art jeden Film irgendwie ganz sanft in Watte verpackt. Da fühl ich mich wohl.
4. Nach einem durchzechten Wochenende findet man sich oftmals Sonntagnachmittags auf der Couch wieder. Welchen Film würdet ihr für diesen Fall empfehlen? Puh, da fallen mir viele ein. Aber wie wäre es denn mit meinem absoluten Lieblingsfilm „The Big Lebowski“? Einfach mal alle Sorgen vergessen, in den Tag hineinleben, auf Arbeit scheißen, sich einen White Russian machen und diesen Film gucken? Und wenn schließlich alles nichts hilft, dann bleibt einem nur zu sagen: „Fuck it, Dude, let's go bowling. 
5. Der schlechteste Film, den Martin Scorsese je gemacht hat, ist „Gangs of New York. Zwar kein schlechter Film, aber für einen Scorsese schon ein wenig enttäuschend. Macht er doch anfangs noch fast alles richtig (Okay, die Diaz nervt wie immer), baut der Film zum Ende hin sehr stark ab. 
6. Von den zahlreichen Buch-Reihen, die im Laufe der letzten Jahre verfilmt worden sind, gefällt mir „Der Herr der Ringe am besten, denn er ist das beste Beispiel dafür, wie man die Gefühle des Abenteuers, der Verbundenheit, des Mitgefühls, der Leidenschaft (...), die man beim Lesen verspürt, perfekt auf die Leinwand überträgt.
7. Mein zuletzt gesehener Film war „Wenn die Gondeln Trauer tragen und der war ziemlich gut, auch wenn ich mir ein wenig mehr erwartet hätte, weil ich ein packendes Psychodrama erwartete, das aber letztlich zu hintergründig blieb. Stattdessen bekam ich mehr einen Gruselthriller vorgesetzt, der zwar spannend und unkonventionell inszeniert wurde, aber heutzutage anstatt Gänsehaut oft nur ein Lächeln hervorbringt. 

Samstag, 21. April 2012

Boy A [John Crowley | GB 2007]


Vierzehn Jahre eingesperrt, die ganze Jugend hinter Gittern verbracht als Strafe für kindische Dummheiten, die zu einer grauenvollen Tat ausuferten. Nach abgesessener Haftstrafe soll nun der Neuanfang folgen mit neuem Namen und neuer Identität. Doch kann man eine so lange Zeit unvergessen machen? Kann man sich von Schuld und Sünde reinwaschen? Sind die bösen Erinnerungen nicht allgegenwärtig und verhindern sie es nicht, ein normales Leben zu führen, als wäre nie etwas gewesen? Crowley zeigt seine Hauptfigur als ein bemitleidenswertes Etwas, vergibt ihm schon von Anfang an und lässt so gar nicht die Frage aufwerfen, ob die 14-jährige Freiheitsstrafe gerechtfertigt sei. Somit distanziert er sich sogleich vom üblichen Justizdrama, aber konzentriert sich stattdessen auch nicht auf die sozialen Hintergründe des Protagonisten, die über die üblichen Probleme des niederen Milieus ebenso oberflächlich wie schematisch abgehandelt werden. Was also ist es, worauf sich der Film spezialisiert? Es ist das gesellschaftliche Umfeld, das sich immer wieder an unserer Hauptfigur reflektiert und Boy A eine interessante und spezielle Note verleiht. Verschüchtert und ein wenig infantil spielt Andrew Garfield den Jungen, der seit seiner Kindheit nicht mehr auf freiem Fuß war, nie die Schule absolvierte, nie auf Jobsuche ging, nie eine Jugendfreundin hatte mit solch einer Präzision, dass man sich nie die Frage stellt, ob einen der Knast nicht hart und reif macht oder ob es die Gesellschaft ist, die das Kind zum Mann formt. Garfield macht sein Spiel, obgleich es der Wahrheit entspricht oder nicht, zur zweifellosen Realität und beantwortet alle bislang offenen Fragen über Schuldgefühle, Reue und Vergangenheitsbewältigung mit seinem Gesicht, indem sich all das widerspiegelt, was unausgesprochen bleibt. Neben ihm brilliert auch Peter Mullan als sein Bewährungshelfer, dessen väterliche Fürsorge umso interessanter wird, nachdem sein wahrer Sohn in sein Leben zurückkehrt. Langsam und behutsam spannt sich so ein zerbrechliches Netz zwischen jeder Figur, das bei jedem weiteren Riss die Chancen des Protagonisten auf eine soziale Rehabilitation verringert. Dabei geht es Crowley nicht einmal darum, durch ein Musterbeispiel einen allgemeinen Standpunkt über die Frage nach der Möglichkeit gesellschaftlicher Wiedereingliederung zu kreieren, sondern lediglich ein individuelles Schicksal als Plattform für ein einfühlsames Jugenddrama herauszugreifen, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet und so ungemein zum Nachdenken anregt. Ein schwer verdaulicher Mitternachtshappen, der im Bett regelrecht zum Grübeln veranlasst. Wie würdest du auf einen Mörder reagieren?

7/10

Freitag, 20. April 2012

Meine Lieblingsschauspieler - Leonardo DiCaprio

Ab heute präsentiere ich euch jede Woche eine Lobeshymne meiner Lieblingsschauspieler. Den Anfang macht meine absolute Nummer 1, here we go:


Cameron machte ihn zum Weltstar, Scorsese zu einer anerkannten Größe im Showgeschäft und heute ist Leonardo DiCaprio aus Hollywood, aus dem Gedächtnis der Filmliebhaber und aus meinem Herzen gar nicht mehr wegzudenken. Dabei stand seine Karriere noch nach dem Welterfolg von Titanic am Scheideweg. Sollte er sein neu erworbenes Image des Teenieschwarms und Vertreter der modernen Schnulze auf sich beruhen lassen? Oder entscheidet er sich für die Schauspielerei und nutzt sein Talent, dass er schon früh in What's Eating Gilbert Grape herausstellte? Schließlich tat er nach wenigen weiteren Fehlgriffen das einzig Richtige, lies sein altes Image hinter sich und begann in seiner Rollenwahl allmählich weiser und wählerischer zu werden. 2002 nahm ihn dann Martin Scorsese erstmals unter seine Fittiche. Es sollte der Beginn einer langjährigen und ausgezeichneten Zusammenarbeit werden, die sein Sonnyboy-Dasein aufgrund exzellenter Filme und herausragender schauspielerischer Leistungen vollkommen vergessen machte. Besonders seine ungeheure Leinwand-Präsenz ist beachtlich, wie tief er sich in jeden Charakter hineinfühlt und in so mancher Szene förmlich alles aus ihm herauspresst. Auch in den Medien hält sich Leo trotz seines hohen Status' in Hollywood vornehm zurück und ist weit weniger in den Klatschblättern vorzufinden, als beispielsweise Brad Pitt und seine Angelina. Man muss ihn einfach lieben, diesen Mann. Besonders gespannt bin ich auf Django Unchained, der derzeit in den Dreharbeiten steckt und deshalb so interessant ist, da es DiCaprios erste Zusammenarbeit mit Tarantino ist, sein erster Auftritt als echter Bösewicht und sein erster Film seit über einem Jahrzehnt ist, in dem er nicht die Hauptrolle spielt. Vielleicht springt ja diesmal wenigstens der Oscar für den besten Nebendarsteller heraus, wenn man ihm schon nicht den für den besten Hauptdarsteller gönnt. Er hätte es so verdient ...

Zum Abschluss präsentiere ich meine absolute Lieblings-DiCaprio-Szene, die aus Aviator ist und gleichzeitig seine für mich beste Performance widerspiegelt, sowie eines meiner liebsten Filmenden darstellt:



Montag, 16. April 2012

Media Monday #42

Es ist wieder Montag, der Tag der Wahrheit. Ein weiteres Mal vielen Dank an das Medienjournal für die schicken Fragen.



1. Der beste Film mit Stanley Tucci ist für mich „Road to Perdition“, wobei ich lediglich einige neuere Filme mit ihm gesehen habe und überzeugt bin, dass vor der Jahrtausendwende noch der ein oder andere Geheimtipp dabei ist. Nebenbei ein ganz toller Schauspieler, der in seinen Nebenrollen fast jeden Film ein bisschen aufwertet. Jüngst tat er das auch in „Die Tribute von Panem - The Hunger Games“, der derzeit noch im Kino zu sehen ist. Und nein, der Film ist keine Empfehlung wert.
2. Roland Emmerich hat mit keinem Film seine beste Regiearbeit abgelegt, weil mich der gefühlte tausendste Weltuntergang überhaupt nicht interessiert bzw. die Sichtung schon viel zu lang her ist, um seine Regiearbeit zu beurteilen. Sicherlich nicht der schlechteste Regisseur, aber auch kein besonders interessanter bzw. vielseitiger seiner Art.
3. Der beste Film mit Audrey Tautou ist für mich keiner (Jaja, heute ist Langeweile angesagt), da ich mich schon seit einer halben Ewigkeit vor „Die fabelhafte Welt der Amelie“ drücke, mit ihren sonstigen französischen Arbeiten nicht bewandert bin und auch sonst nur „The Da Vinci Code“ gesehen habe, mit einer Leistung (vom Film ganz zu schweigen), die mich nicht gerade vom Hocker haute.
4. Wie findet ihr es, wenn bekannte Filmschauspieler plötzlich im Serienfach auftauchen und vor allem, wertet das diese Serien eurer Meinung nach auf oder hat das keinen Einfluss?
Natürlich freut man sich, wenn beim Auftritt eines bekannten Filmschauspielers in einer Serie dann der "Aha-Moment" kommt, indem man sich denkt: "Oh, den kenn ich doch." Sicherlich verfolgt man auch jene Folge mit größerem Interesse und schenkt dem Geschehen mehr Aufmerksamkeit. Die Serie generell aufwerten, tut das aber nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Serien-Fan bin, muss jede Serie über einen längeren Zeitraum bestehen, in dem ganz andere Faktoren zum Erfolg einer Serie eine größere Rolle spielen als seine Schauspieler. Steigendes Interesse: Ja, aber nicht zwangsweise steigende Qualität, schon gar nicht, wenn man die Serie als Ganzes bewertet, anstatt einzelner Folgen.
5. Filme, bei denen in den letzten fünf bis zehn Minuten vor Schluss alles über den Haufen geworfen wird, was man zuvor gesehen hat, sind entweder aufgrund dieser unkonventionellen Methode sehr sehenswert oder sehr sinnlos. Da mir aber als Beispiel gerade nur Shutter Island einfällt, tendiere ich hier zu ersterem.
6. Im Grunde ist Benicio del Toro einer meiner liebsten Schauspieler, aber „Wolfman“ mit ihm war wirklich enttäuschend, denn ich habe tatsächlich selten so einen blassen Hauptdarsteller gesehen. Der Film war ohnehin kein Kracher und da del Toro nichts dagegen tat (im Gegenteil), war seine Leistung für mich doch sehr enttäuschend.
7. Mein zuletzt gesehener Film war „Big Fish“ und der war faszinierend, weil Tim Burton hier eine liebevolle Hommage an den Zauber der guten, alten Märchengeschichten zusammengeschustert hat, die in jeder Beziehung für sich steht und zum Träumen und in Erinnerung Schwelgen veranlasst.



Samstag, 14. April 2012

Werkschau - M. Night Shyamalan

The Sixth Sense [1999]
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der für sechs Oscars nominierte The Sixth Sense stellt in M. Night Shyamalans Filmografie einen frühen Glanzpunkt dar und ist zudem ein einziger emotionaler Höhepunkt, in seinem Œuvre bis heute noch unerreicht und oft zu unrecht auf seinen Schlusstwist reduziert, der trotz all seiner Offensichtlichkeit viel zu selten vorhergesehen wird. Warum? Weil der Zuschauer jedes Mal von einer atemberaubenden Atmosphäre eingenommen wird, die alles andere vergessen macht. Bei all den "modernen Gruseleien", wie Zombies oder Aliens, die das Horrorgenre maßgeblich geprägt haben, sind es trotzdem immer noch Geister, unsichtbare Geschöpfe, vor denen wir nur noch mehr Angst hätten, wenn wir wüssten, dass sie existieren, vor denen wir uns am meisten fürchten. Diese Tatsache nutzt Shyamalan nur zu gut und vermag mit einem großartigen Score, facettenreichen Bildkompositionen und einem intensiven Schauspiel aller Beteiligten eine knisternde Spannung aufzubauen, die jeden in ihren Bann zieht, der sich nicht vor dem Unerklärlichen verschließt.

9/10



Unbreakable [2000]
Green Lantern, Hulk, Hellboy, X-Men, Watchmen, Thor, und, und, und: Sie alle sind Superhelden, die in den letzten Jahren auf die Leinwand transportiert wurden und werden wie in den Comics in eine reale Welt gesetzt, in der niemand ihre Fähigkeiten hinterfragt. Und wir als Zuschauer erfreuen uns an ihren Heldentaten und genießen ihre One-Man-Show, während wir uns aber zu jeder Zeit bewusst sind, dass so nicht die Realität aussieht. Doch Unbreakable fühlt sich anders an. "Logisch, ist ja auch keine Comic-Adaption", möchte man meinen, aber so einfach kann man das nicht abhandeln, denn hier wird sich ebenso mit dem Übernatürlichen, mit dem Wesen des Superhelden befasst. Shyamalan verankert nur seinen Helden tiefer in der Gesellschaft, lässt ihn an seinen Fähigkeiten zweifeln und bastelt einen realen Kontext mit Hilfe der Comics, deren Geschichten womöglich nicht einfach der Fantasie entspringen. Atmosphärisch weniger fesselnd als sein Vorgänger The Sixth Sense, aber mindestens genauso mystisch und geheimnisvoll rätselt der Zuschauer mit, wenn es um die seltsame Natur zweier Männer geht, die ein und dasselbe Schicksal teilen und dennoch gegensätzlicher nicht sein können. Es ist, als ob wir uns in einer anderen Welt befinden, die sich von unserer kaum unterscheidet und es liegt nun an jedem Einzelnen selbst, diese zu akzeptieren oder ihre Existenz als idiotisch abzuhandeln. Shyamalan hat mich gepackt. Ich akzeptiere sie.

7,5/10


Signs [2002]
Sind wir allein? Oder gibt es noch anderes, uns bislang unbekanntes Leben im Universum? Gäääähn. Shyamalan rollt der wohl nervigsten aller Verschwörungstheorien den roten Teppich aus und überhäuft uns in Signs erneut mit einer Ansammlung von mysteriösen Zeichen, Wundern und Zufällen, die keine sind in solch aufdringlichem Ausmaß, dass selbst Mystery-Fans wie mir das Unerklärliche zu den Ohren herausquillt. Gott lies Grahams (Mel Gibson) Frau sterben, dessen kleine Tochter nie ihr Gläschen Wasser austrinken und einiges mehr, nur um die Familie gegen eine Alien-Invasion hinreichend zu wappnen. Richtig? Ähh, ja. Zufälle gibt es keine. Alles ist vorherbestimmt, selbst die kleinsten Dinge lassen sich durch etwas Überirdisches erklären. Wer mit dieser mehr als zweifelhaften Aussage zurechtkommt, der wird auch diesem Film etwas abgewinnen können, und ganz abgesehen davon punktet Signs dennoch in vielerlei Hinsicht. Mel Gibson und Joaquin Phoenix spielen, ebenso wie die jungen Darsteller Rory Culkin und Abigail Breslin, hervorragend und machen zusammen mit stets interessanten Dialogen und einer wieder einmal spannenden Atmosphäre so gut es geht wett, was Shyamalan durch sein bek(n)acktes Ende einreißt. Nichtsdestotrotz eine Akte X-Folge in Spielfilmlänge, die überwiegend zu gefallen vermag. 

6/10


The Village [2004]
Nach zwei Großstadt-Settings und einem geheimnisvollen Einblick auf das Land entfernt sich Shyamalan noch ein Stück weiter von der Zivilisation und entführt seine Zuschauer in ein mittelalterliches Dorf, natürlich, vergnügt und rein gewaschen von jeglichen Sünden unserer modernen Gesellschaft. Nur wird die ländliche Idylle umkreist von großer Furcht, von Ungeheuern, den "Unaussprechlichen", die sich im Wald hinter der Grenze verbergen. Wer sind diese Geschöpfe und wieso beginnen sie plötzlich, die dörfliche Bevölkerung zu bedrohen? Hat jemand unerlaubt die Grenze überschritten und die Wesen mit seiner Aufmerksamkeit gestört? Was anfangs wie eine bloße Gruselgeschichte aussieht, entpuppt sich The Village im weiteren Verlauf doch als eine recht interessante soziologische Studie, aus der Shyamalan bedauerlicherweise zu wenig herausholt und der Film so letztlich eher als einfacher Mystery-Thriller fungiert. Doch ganz abgesehen von jenem verschenkten Potential funktioniert der Film mit der üblichen Fixierung auf Spannung und herkömmlichen Drama sehr gut. Die seltsamen Geschöpfe mit rotem Umhang jagten mir zumindest einen Schauer über den Rücken und der Wald übt mit einfachen Mitteln wie das Knacken und Knistern im Unterholz oder raschelnde Gebüsche eine beängstigende Wirkung aus, welche nach der Zweitsichtung aufgrund der alles erklärenden Schlusswendung leider ausbleibt. The Village ist in meinen Augen nicht so schlecht wie sein Ruf, dafür aber auch nur ein recht nervenaufreibendes, wie manchmal überstrapaziertes Filmerlebnis, das zum mehrmaligen Sehen absolut ungeeignet ist.

5,5/10


The Happening [2008]
Wir erlebten Tschernobyl, jüngst gab es die Ölpest im Golf von Mexiko und wer noch nichts vom Klimawandel gehört hat, der lebt wahrscheinlich irgendwo auf Alderaan. Dass der Mensch also die größte Gefahr für seine Umwelt ist und dass diese sich ab und an auch mal an uns rächt, ist absolut nichts Neues und dennoch möchte man wohlwollend Shyamalan für sein großes Engagement, die Menschheit vor der Natur, aber vor allem vor sich selbst zu warnen, loben. Doch wieso ist eine riesige Suizid-Welle, hervorgerufen von Pflanzen, die sich vom Menschen bedroht fühlen, dafür vonnöten? Geht es denn eigentlich noch dämlicher? Dennoch ist die Story lediglich die Spitze des Eisberges: Die meisten Selbstmorde sind unfreiwillig komisch, die Charaktere sind entweder völlig unglaubwürdig (Mark Wahlberg als Biologielehrer?!), oder auffallend idiotisch, ohne jeglichen Wert auf Authentizität zu legen. Dazu beweist Shyamalan im Gegensatz zu früheren Werken keinerlei Gespür für dramatische Momente, sodass manche Szene den Eindruck macht, als ließe sich der Mann von schlechten B-Movies inspirieren. Das ist nicht derselbe Regisseur, der mir in Filmen wie The Sixth Sense oder Unbreakable auf unvergleichliche Weise Gänsehaut bereitete. The Happening ist Blödsinn sondergleichen und der größte Schund, den ich in letzter Zeit erleben durfte.

1/10


Die Legende von Aang [2010]
Wenn man davon absieht, dass ich mich überhaupt nicht für die Serie, noch für die Geschichte des Avatars in irgendeiner Form interessiere, hat Shyamalan hiermit einen Film geschaffen, den ich doch für schlimmer befürchtete. Zwar bewegen sich die Schauspieler, die ihrer hölzernen Dialoge mit solch verzweifelter Ernsthaftigkeit herauspressen, dass man förmlich zum Fremdschämen eingeladen wird, beinahe auf RTL-Niveau, aber dennoch hat man nie das Gefühl, dass die naiven Helden in einer Welt, sichtlich geschaffen für Kinder, deplatziert wirken. Sie führen die Zuschauer durch eine nicht gleich faszinierende, aber immerhin interessante Welt, deren kindlicher Anstrich mit all ihren einfach gestrickten Menschen nicht mit Shyamalans sichtlichem Bemühen um Mehrdeutigkeit und historischer Relevanz harmonieren will. Heraus kommt ein Film, der zwar nicht so schlecht ist, wie man es ihm nachsagt, aber nichtsdestotrotz bei seinem Streben Klein und Groß gleichermaßen zu begeistern, beidseitig kläglich versagt. Vereinfacht gesagt: Weder Fisch, noch Fleisch, noch sonst irgendetwas. 

4/10

Ausstehend: Praying with Anger, Wide Awake, Das Mädchen aus dem Wasser (Werden gegebenfalls später hinzugefügt)

FazitM. Night Shyamalan ist der Mann für das Unerklärliche, das Geheimnisvolle und das Mystische. Mit großem Fokus auf eine bewegende und kraftvolle Atmosphäre mit allem, was dazugehört, öffnet er das Tor zu anderen Welten und begeistert seine Zuschauer seit jeher, insofern sie sich darauf einlassen. Zwar distanziert er sich von Philosophie und bedeutungsschwangeren Geschichten, aber dennoch versucht er mit seinen Filmen oftmals eine einfache Botschaft zu vermitteln, die mal mehr, mal weniger hilfreich ist. Leider ist er nach zwei sehr starken Werken (beste Regie: Unbreakable) und zwei weiteren recht guten Filmen von seiner Linie ein wenig abgekommen und entfernt sich immer mehr vom erstklassigen Regisseur, der er mal war. In seinen letzten beiden Filmen kann ich kaum noch das gewohnte Handwerk Shyamalans erkennen. Klar, Abwechslung tut auch mal gut, aber in diesem Fall wohl nur für ihn...
Durchschnitt: 5,5/10 Punkte

Donnerstag, 12. April 2012

Hana-bi - Feuerblume [Takeshi Kitano | JP 1997]

Warum geben Sie diesen Blumen noch Wasser? Die sind doch schon verwelkt.

Ja, das Leben kann schon manchmal scheiße sein, besonders für Nishi Yoshitaka, einem Polizisten im Ruhestand, den ein Schicksalsschlag nach dem anderen trifft: Die Ehefrau ist unheilbar krank und dem Tod geweiht, der beste Freund querschnittsgelähmt, ein Kollege starb im Dienst an seiner Seite und dazu hat er noch bei gefährlichen Yakuza-Gangstern Schulden. Doch auf schlechte Zeiten folgen auch mal wieder gute, nach regnerischen Tagen kommt irgendwann immer die Sonne zurück, oder etwa nicht? Nein, denn Nishis Blumen sind schon längst verwelkt. Da kann er gießen, so viel er will. Takeshi Kitano zeigt den Leidensweg eines Menschen, der vor dem Leben davonläuft, der Realität entkommen will, der Sonne folgt und doch nie ankommt. Ein zutiefst pessimistisches Werk, von einer immerwährenden Melancholie umhüllt, die sich auf den Zuschauer überträgt und durchweg betroffen machen würde, wären da nicht diese typisch-fernöstlichen Gewaltexzesse, die sich in ihrer Vehemenz nur schwer in einen nachvollziehbaren Kontext eingliedern lassen. Denn in seiner Ruhe entfaltet sich erst die Kraft des Films, in dem stets kunstvoll und metaphorisch der seelische Zustand seiner Figuren geschildert wird. Worte sind hier eher überflüssig. Das beweist schließlich das Ende, welches durch seine Stille inmitten wunderschöner Strand-Idylle einen erschütternden Gegensatz bildet, der sich vor, als auch hinter dem Bildschirm besonders prägend auswirkt: Nishi erwacht aus seinem Alptraum, wir erleben ihn. Hässlich und doch wunderschön. 

7/10

Dienstag, 10. April 2012

10 Intros, die ich nie vergessen werde

Hier zur Abwechslung eine kleine Liste von Intros, die ich besonders mag und mir wohl ewig in Erinnerung bleiben:

Platz 10
The Girl with the Dragon Tattoo (Verblendung)

Platz 9
Raging Bull

Platz 8
Catch Me If You Can

Platz 7
Die Nackte Kanone

Platz 6
Se7en 

Platz 5
Lord of War

Platz 4
The Fall

Platz 3
(Youtube Link nicht verfügbar, Titel fürs Video anklicken)

Platz 2
Psycho (1960)
(Stellvertretend für das eigentlich unersätzliche Original kann ich hier leider nur mit der immerhin fast deckungsgleichen Intro des dümmlichen Remakes dienen, da das Intro des Originals aus Youtube wegen urheberrechlichen Gründen entfernt wurde.)

Platz 1
Enter the Void



Montag, 9. April 2012

Media Monday #41

Lange haderte ich mit mir, wollte nicht da mitmachen, wo sowieso schon fast jeder Blogger mitmacht. Doch warum eigentlich? Tzja, keine Ahnung ... denn nun bin ich auch mit am Start. Der 9. April 2012, ein heiliges Datum, Media Monday #41. Vielen Dank an das Medienjournal. Es geht los.


1. Der beste Film mit Sam Neill ist für mich „Jurassic Parc“, was aber vielmehr an Spielbergs famoser  Regie liegt, als am Schauspielensemble um Sam Neill. Der ist nämlich sowieso ein ganz dürftiger Schauspieler. Wer Gegenbeispiele hat, der soll ruhig kommen. 
2. Peter und Bobby Farrelly haben mit „Verrückt nach Mary“ ihre beste Regiearbeit abgelegt, weil der, soweit ich mich erinnern kann, noch auf angenehmere und weniger primitive Weise witzig war. Falls ich mich irren sollte, dann lasst bitte Gnade über Recht ergehen. 
3. Der beste Film mit Zooey Deschanel ist für mich „(500) Days of Summer“ , zusammen mit „Almost Famous“.
4. Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem ist für mich ganz klar Kult – auch wenn diese Meinung kaum jemand teilt, weil der für mich auf so selbstironische und witzige Art der schlechteste Film aller Zeiten ist. Wer meint Plan 9 aus dem Weltall“ hätte die meisten Filmfehler, der hat diesen Film noch nicht gesehen. 
5. Das französische Kino ist hin und wieder ganz reizvoll, auch wenn ich mich nie so richtig damit anfreunden kann.
6. Wenn ich den Namen Michael Bay oder Uwe Boll irgendwo in den Credits lese, dann ist dieser Film für mich völlig ohne Belang.
7. Mein zuletzt gesehener Film war Avatar“ und der war selbst nach der dritten Sichtung noch öde, weil Cameron seine Story, aus der man vielleicht etwas hätte machen können, viel zu oberflächlich hält,  diese stattdessen in Klischees, Kitsch und bunter Farbenpracht ertränkt. Mehr langweiliger Mainstream geht kaum. 

Samstag, 7. April 2012

Der Eissturm [Ang Lee | USA 1997]


Swingerpartys, Partnertausch, Cybersex, Loveparade, das erste Mal mit 14, Brustimplantate, Oberteile mit Ausschnitt, geschiedene Ehen, Borats Badeanzug: Es hat etwas von einem zweiten Urknall, der irgendwo in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben muss, wenn man unsere heutige Gesellschaft mit der vor gerademal fünfzig Jahren vergleicht. Und tatsächlich gab es einen solchen Urknall mit der sexuellen Revolution Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre, die ein Umdenken der Sexualmoral unserer Gesellschaft einleitete. Doch wenn man die oben genannten Beispiele als Resultate dieser Entwicklung heranzieht, stellt sich die Frage, ob der Wandel zu einer freizügigeren und sexuell aufgeklärten Gesellschaft tatsächlich positiv zu bewerten ist. Ang Lee stellt in seinem dramatischen Meisterwerk Der Eissturm zumindest das infrage, wovor viele Soziologen schon seit langer Zeit warnen: Dem Verfall unserer Gesellschaft.
Um sich nun möglichst tiefgreifend mit dem Thema auseinanderzusetzen, versetzt Lee uns zurück in die Zeit, in der alles ihren Anfang nahm und sich neue Anschauungen der Moralität bereits auf die amerikanischen Vorstädte ausbreiteten. Im Jahre 1973, wo die Worte Vietnamkrieg und Watergate-Affäre politische Diskussionen beherrschten, waren gemeinschaftliche Diskussionen schon von Ehekrisen und Vibratoren geprägt. Eine neue Redefreiheit etablierte sich, die kaum noch Tabus kannte und die Menschen über jede weitere abgeworfene Last sittlichen Denkens euphorisch stimmte, womit uns Lee gleich zu Beginn vertraut macht. Ben (Kevin Kline) und Elena Hood (Joan Allen) scheinen ihre Freiheiten in allen Zügen zu genießen. Doch umso tiefere Einblicke der Zuschauer mit fortschreitender Dauer in die familiären Beziehungen bekommt, desto deutlicher werden ihm die Missstände klar, die der gesellschaftliche Umschwung trotz seiner Vorteile mit sich bringt. Kinder ohne Kindheit sind Resultate mangelnder Erziehungserfahrung und Fürsorge der Eltern, die zunehmend der Gleichgültigkeit, der Lethargie und einem ungesunden Egoismus verfallen. Erst ein tragisches Ereignis scheint die handelnden Protagonisten schließlich aufzuwecken und Besserung anzustreben. Ein wenig zu spät möchte man meinen.


Dass Lee hier mit seiner geradezu minimalistischen Inszenierung eine solch ergreifende und aufwühlende Sozialstudie schafft, ist schlichtweg beeindruckend. Kühl und nüchtern passt er seinen Film auf die Grundstimmung seiner Figuren an, ohne jemals zu langatmig zu geraten, bis die Emotionen letztlich aus den Protagonisten, genau wie aus dem Zuschauer förmlich herausplatzen und in einem Meer voll Tränen münden.  Der gesamte Cast, angefangen bei einer 16jährigen Christina Ricci mit ihrer wohl bisher besten Karriereleistung bis zum für mich viel zu unterschätzten Kevin Kline, liefert hier fernab großer Gefühlsausbrüche, dafür aber mit authentischem und lebhaften Schauspiel eine regelrechte Meisterleistung ab. Worin aber die größte Stärke des Films liegt, ist seine Zurückhaltung, die dem Publikum weder eine Meinung aufzwingt, noch über seine Figuren mit dem großen Zeigefinger richtet. Stattdessen werden wir aufgefordert, uns zu hinterfragen, werden nachdenklich gestimmt und schließlich in dramatischen Gefilden vom Schicksal ergriffen und erschüttert. Unfassbar also, dass Der Eissturm an den Kinokassen floppte, aber das ist wiederum ein anderes gesellschaftliches Dilemma. Wahrscheinlich sollte Lee darüber auch noch einen Film drehen. 

9/10


Freitag, 6. April 2012

Tyrannosaur - Eine Liebesgeschichte [Paddy Considine | GB 2011]



Steckt nicht in uns allen ein Tyrannosaurus? Staut sich nicht in jedem von uns Tag für Tag Wut an, sind wütend auf andere Menschen, auf die Nachrichten, auf uns selbst? Joseph (Peter Mullan) hat einen Tyrannosaurus in sich, welcher größer und gefährlicher ist als gewöhnlich, denn er ist ein echter Choleriker. Seine Frau, die er aufgrund ihres Körpergewichts genauso betitelte, ist seit Jahren Tod und es ist nun eine schwierige Aufgabe sie, sein altes Leben, vom Tyrannosaurus los zu lassen. Als er schließlich Hannah (Olivia Colman), eine freundliche, gottgläubige Frau, kennen lernt, scheinen sich zwei traurige und verlassene Seelen gefunden zu haben, die gemeinsam nach einen Platz in dieser erschütternden Welt suchen.  Mit seinem Erstlingswerk bietet uns Paddy Considine eine ruhige, emotionale und nachdenklich stimmende Geschichte aus der englischen Arbeiterklasse, die sich aufgrund ihrer ungezwungenen Narration und der angenehmen inzenatorischen Zurückhaltung, völlig frei von Kitsch und fast gänzlich ohne Stereotypen, das Gefühl gibt, als hätte der britische Schauspieler schon Jahrzehnte lang Regie geführt. Er entführt den Zuschauer in heruntergekommene Arbeiterviertel, stickige Pubs und dreckige Straßen, wo die Menschen äußerlich sehr einfach gestrickt wirken. Tyrannosaur gibt sich jedoch nicht mit dem Äußeren zufrieden, sondern geht tiefer, bis in den Kern des Kleinbürgers und offenbart seine traurigen, als auch seine schönen Seiten auf sehr eindringliche Art und Weise. Peter Mullan und Olivia Colman liefern in den Hauptrollen hervorragende Leistungen ab und sind mit dafür verantwortlich, dass sich Niederlagen, genauso wie die kleinen Freuden des Lebens so echt anfühlen und für lange Zeit in Erinnerung bleiben. 
Fazit: Tyrannosaur ist ein sehr ruhiger und einfühlsamer Film, der von Considines reifer Regie profitiert, sowie von einem hervorragenden Soundtrack und zwei sehr starken Darstellern getragen wird. Ein typischer Indie-Film, dessen Trauer und Schmerz von einer stets positiven Grundstimmung beherrscht wird und der wenig zu erzählen hat und einem dennoch vieles gibt. Hier sagen feine Gesten mehr, als es Worte jemals könnten. Kino zum Umarmen. Stark!

7,5/10

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Quelle: eRecht24.de

Mittwoch, 4. April 2012

Die besten Filme aller Zeiten?

Es ist schon eine Weile her, als ich begann, selbst eine Topliste zu erstellen, die mit der IMDb  Top 250 mithalten kann. Mein Ziel war es, jene Liste so zu gestalten, dass stets eine Balance zwischen Mainstream und Anti-Mainstream besteht. Filme, die jeder kennt und zurecht zu den besten gehören, sollten sich mit unbekannteren "Geheimtipps" ergänzen, die schließlich auch ein wenig Aufmerksamkeit verdient haben. Und vor ein paar Wochen fand ich schließlich eine Formel, die mich zufrieden stellte. Natürlich sind vor allem weiter oben die üblichen Filme vertreten, aber dennoch hoffe ich, dass ich manchen womöglich Lust auf das ein oder andere unbekanntere Werk machen kann. Doch vorerst sei gesagt: Die folgende Liste beruht nicht (!) auf meinem individuellen Geschmack. Ich nutzte hierbei die Filmbewertungen der User von Moviepilot, da diese noch einmal in Kritiker- und Communityvotes unterteilt sind, was das Ergebnis für mich noch interessanter machte.

Meine Formel:
Q = ((v ÷ (v+10)) × r + (10 ÷ (v+10))) ÷ 2 + (V ÷ (V+0,5)) x K + (0,5 ÷ (V+0,5)) 
Q (Qualität des Films) 
v (Votes der Community) 
r (Rating der Community) 
V (Votes der Kritiker) 
K  (Rating der Kritiker) 

Anmerkung: Nur Filme mit mindestens 10 Kritikerwertungen und 100 Communitywertungen wurden in die Listenberechnung aufgenommen.

http://www.moviepilot.de/liste/moviepilot-top-250-punsha 

Kritik ist natürlich immer erwünscht, aber bitte beachtet, dass das irrsinnig aufwendig war. Also seid ein wenig gnädig mit mir. ;) Achja: Ein monatliches Update von der Liste mache ich, insofern ich die Zeit dazu finde.


Montag, 2. April 2012

Little Children [Todd Field | USA 2006]



Wo schon Sam Mendes in American Beauty und Revolutionary Road in den letzten Jahren das amerikanische Vorstadtleben studierte, nutzt auch Todd Field jenen Ort als stereotype Plattform für seine universelle Kritik an der Gesellschaft. Wohin diese hinausführt, kann der nachdenkliche Zuschauer bereits anfangs erahnen. Plappernde, einfältige Damen mit nichtigen Problemen, die wie kleine Schulmädchen einen gut aussehenden Mann anhimmeln, ohne mit ihm auch nur ein einziges Wort gesprochen zu haben, stehen sinnbildlich für die folgenden Ereignisse, welche die Bewohner von East Wyndam schonungslos demaskieren werden. Ob wir nun zwei Menschen beim Fremdgehen beobachten, die ganze Gegend vorurteilshaft gegen einen Pädophilen hetzt oder wir zu Beginn Zeuge jenes obigen Beispiels werden: Der Titel des Films springt einem von Szene zu Szene förmlich ins Gesicht und begleitet seine Figuren bis zu seinem schockierenden Ende. Ja, hier gibt es wenig zu lachen. Trauer und Schwermut stehen sowohl hinter, als auch vor dem Bildschirm im Mittelpunkt und gleitet hin und wieder in intensiven Seelenschmerz ab. So zum Beispiel, als der frühere Sexualstraftäter Ronald James McGorvey (Jackie Earle Haley) ein Schwimmbad voll mit Kindern besuchen will oder als die scheinbar einzig reife Person des Films und Protagonistin Sarah schließlich erkennt, dass auch sie sich nicht zwingend vom Rest des naiven Menschenschlags unterscheidet. Es ist schlichtweg beeindruckend, wie detailliert Field jede Einzelne seiner Figuren zu zeichnen vermag und so das Interesse des Zuschauers weckt, während er sie, trotz ihrer Schwächen, Fehler und manchmal hassenswerten Handlungen doch stets gewöhnliche Menschen sein lässt, die in uns Verständnis und Mitgefühl finden. Hinzu kommt ein bärenstarker Cast, der dafür sorgt, dass die clevere Story fast immer authentisch und nur sehr selten konstruiert erscheint. 
Fazit: Little Children ist eine schlichtweg beeindruckende, teils verstörende Filmerfahrung, die einige schwierige Themen beinhaltet, diese aber stets sorgsam und niemals oberflächlich behandelt. Ein Film, dessen große Stärke in seiner beunruhigenden Stille liegt, die uns aus dem heilen Dasein oftmals erschüttert und scheinbar unmenschliche Charaktere zu Menschen werden lässt. Man bedenke, sie sind doch alle nur kleine Kinder. 

8,5/10

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