Dienstag, 29. Januar 2013

Der Pianist [Roman Polanski | DE,FR,GB,PL 2002]


Die Zerstörung eines Radiosenders mitten in einer Piano-Aufnahme - Damit beginnt Roman Polanskis preisgekröntes Holocaust-Drama Der Pianist und symbolisiert sogleich die nahende Destruktion jeglicher Kultur. In Zeiten des Krieges braucht man schließlich keine Musiker wie Władysław Szpilman, der in diesem erschreckenden Moment noch nicht einmal ahnt, was auf ihn und seine Familie zukommt und zu welchen Untaten der Krieg fähig ist. Wie eindringlich Polanski anfänglich den herannahenden Schrecken, die soziale Ausgrenzung der Juden und die fassungslosen Reaktionen aus der Sicht einer gewöhnlichen Familie schildert, ist schlichtweg herausragend. Erst sind es nur erniedrigende Verbote, dann sterben die ersten Menschen auf offener Straße. Der Zuschauer ist, wie soll es auch anders sein, fassungslos - von den Gräueltaten der Nazis, aber auch von der Illoyalität einflussreicherer Juden. Ohne die Verbrechen des Nationalsozialismus in irgendeiner Weise zu verharmlosen, verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Gut und Böse. Klare Feindbilder, und das macht diesen Film so ehrlich, existieren nicht. Verstört von schonungsloser Brutalität und ergriffen vom unausweichlichen Schicksal der Juden gleitet der Zuschauer langsam in die zweite Hälfte des Films in der sich seine zweieinhalbstündige Länge hin und wieder bemerkbar macht, denn sie ist bestimmt vom großen Warten: Warten auf das Ende des Krieges, auf Befreiung, vielleicht aber auch nur das Warten auf den Tod. Die vorangegangene Grausamkeit der Nazis rückt wieder etwas in den Hintergrund, allerdings ohne die ständige Angst und Bedrohung zu verharmlosen. Stattdessen widmet sich Polanski in der unabwendbaren Isolation nun ungehindert der Person Władysław Szpilman und seinem unbändigen Überlebenswillen, bestärkt in der Hoffnung endlich wieder Klavier spielen zu können. Dass es schließlich so weit kam, hat er nichtsdestotrotz ausgerechnet einem Deutschen zu verdanken, dessen Wohltat den letztlichen Sieg durch die Alliierten zur Nebensache degradiert und stattdessen das Wesentliche auf den kleinen Menschen lenkt: Die Güte und Vernunft eines Einzelnen kann durch keine noch so starke Ideologie gebrochen werden. Die Geburt eines Helden in einer Zeit, die keine Helden braucht.

8/10

4 Kommentare:

  1. Wenn ich mir das Bild anschaue, frage ich mich immer noch, wie dieser Herr ins dreckig-feuchte Schwarzenegger-Kostüm gesteckt werden konnte.

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    1. :D Gut, dass du das sagst. Bevor ich nämlich letzten Sonntag auf BR den Pianisten eingeschalten habe, hatte ich vorher auf Prosieben eine dreiviertel Stunde lang welchen Film geguckt? ;-)
      Der Brody ist wahrlich ein süßer Kerl, der mir immer leid tut, wenn er in so vielen schlechten Filmen mitspielt, obwohl er es ja anscheinend gar nicht anders will.

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    2. Eine Dreiviertelstunde ist auch wahrlich genug für diesen Mumpitz. :D

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